Was ist Ergotherapie?

Ergotherapie

Was ist Ergotherapie?

Ergotherapie

Die Ergotherapie ist eine Therapieform, die kranke oder verletzte Menschen bei der Bewältigung ihres Alltags unterstützt. Sie soll es dem Patienten ermöglichen, sich möglichst weitgehend selbst zu versorgen, an der Gesellschaft teilzuhaben und so eine bessere Lebensqualität zu gewinnen.

Durchgeführt wird die Ergotherapie von speziell ausgebildeten Ergotherapeuten. Diese arbeiten stets ganzheitlich und berücksichtigen nicht nur die krankheitsbedingten Einschränkungen des Patienten, sondern auch soziale und finanzielle Faktoren. Zusammenfassen lassen sich folgende Ziele der Ergotherapie:

Definition von individuellen Zielen, der Wünsche und Möglichkeiten des Patienten
Förderung und Verbesserung von Bewegungskoordination, Sinnes- und Emotionswahrnehmung
Entwicklung von körperlichen und geistigen Voraussetzungen für eine selbstständige und erfüllte Lebensführung
Verbesserung der Lebensqualität durch Ausbau der vorhandenen Fähigkeiten
Reintegration in das persönliche, soziale und gegebenenfalls berufliche Umfeld

Nicht nur Erwachsene benötigen manchmal eine Ergotherapie: Kinder mit Entwicklungsstörungen profitieren ebenfalls davon. Sie werden von speziell ausgebildeten Therapeuten behandelt, die auch die Eltern und andere Bezugspersonen in die Therapie mit einbinden. Ziel der Ergotherapie im Kindesalter ist vor allem die Förderung einer altersgemäßen Entwicklung der Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit eines Kindes.

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Handtherapie

Die Wichtigkeit unserer Hände wird uns meist erst dann klar, wenn ihre Funktionen durch diverse Erkrankungen oder anderen negativen Einflüssen eingeschränkt sind. Schon kleine Verletzungen können die einzigartigen Funktionalitäten der Hände beeinträchtigen und damit den Alltag und das Berufsleben erschweren. Bei der Handtherapie ist es wichtig, die Hände nicht als Einzelstruktur vom Körper getrennt zu betrachten, sondern diese als ganzheitliches und komplexes System des menschlichen Organismus zu verstehen. Dabei müssen Wechselwirkungen zu weiteren Gelenken und Muskeln berücksichtigt werden.
Je nach Art und Verletzung, dem individuellen Beschwerdebild des Patienten und in Absprache mit dem behandelnden Arzt wird die ergotherapeutische Versorgung geplant und als Behandlung durchgeführt.

Die Therapie der Hände umfasst die obere Extremität unter Einbezug weiterer Aspekte die Einfluss auf den Arm haben. Auch berufsvorbereitenden Maßnahmen können Teil der Therapie sein. Die verschiedenen Krankheitsbilder und Verletzungen weisen eine Vielzahl von Problemen und Symptomen auf, die zur Beeinträchtigung von körperlichen und, je nach Umfang, Schweregrad und Dauer, geistig-psychischen Funktionen führen können.

Behandlungsziele

  • Ziel der Handtherapie ist es, mit dem Patienten das Maximum an Lebensqualität sicherzustellen und eine größtmögliche Selbstständigkeit in allen Bereichen Ihrer häuslichen und beruflichen Lebensführung sowie Freizeitgestaltung zu erreichen oder zu erhalten. Körperliche Einschränkungen durch die Grunderkrankung werden durch handtherapeutische Maßnahmen gemildert, vorhandene Fähigkeiten und Ressourcen gestärkt.
  • Darüber hinaus wird der Patient in die Lage versetzt, sich möglichst schmerzarm bzw. schmerzfrei zu bewegen und seine vorhandenen Kräfte zu nutzen. Hierdurch werden weitere Einschränkungen bei degenerativen Erkrankungen vermieden, bzw. vermindert, sodass der Patient auch künftig sein Leben aktiv und selbstständig gestalten kann. Dabei müssen Kontraindikationen genauso berücksichtigt werden, wie die persönliche Situation des Patienten, sein soziales Umfeld, seine beruflichen Perspektiven und seine persönlichen Bedürfnisse.

Diese Ziele können in der Handtherapie verfolgt werden:

  • Erhalt von vorhandenen Funktionen, Vermeidung von Funktionsminderung
  • Verbesserung der Beweglichkeit, Muskelkraft, Ausdauer und Belastbarkeit
  • Verbesserung der Feinmotorik und der manuellen Geschicklichkeit
  • Schmerzreduktion und -dämpfung
  • Desensibilisierung von Amputationsstümpfen und Narben
  • Verbesserung der sensiblen Funktionen der oberen Extremitäten
  • Einhändertraining, evtl. Umschulung auf die nicht dominante Hand
  • Verbesserung und Erhalt der Selbstständigkeit und der Alltagskompetenzen, z.B. an- und ausziehen, schreiben, Schuhe binden, Knöpfen oder Flaschen aufdrehen
  • Erlernen von Gelenkschutzmaßnahmen zur Reduzierung von schmerzbedingten Reaktionen
  • Anregung des Stoffwechsels und Abbau von Mikroschwellungen/-traumen
  • Verbesserung und Erhaltung der handlungsorientierten Koordination und Kraft
  • Kompensation verlorengegangener Funktionen, Erlernen von Ersatzfunktionen
  • Wiederherstellung von Alltagskompetenzen, auch unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Hilfsmittel
  • Psychische Stabilisierung durch begleitende Gespräche über die Krankheitsverarbeitung
  • Berufliche Wiedereingliederung, Beratung zur schmerzlindernden und physiologischen
  • Arbeitsplatzgestaltung, PC-Training

Hirnleistungstraining

Neuropsychologisch orientierte Behandlung

Das Hirnleistungstraining dient der gezielten Behandlung krankheitsbedingter Störungen der Hirnfunktionen. Besonders die kognitiven Störungen und de daraus resultierenden Folgen, wie beispielsweise Desorientierung, Aphasie, Gedächtniseinschränkungen und weitere wahrnehmungsbedingte Folgeerscheinungen, werden beachtet und trainiert. Dabei werden die ergotherapeutischen Ziele individuell auf den Patienten abgestimmt und dienen meist dem Erhalt und/oder der Verbesserung von Hirnfunktionen wie: Aufmerksamkeit, Konzentration, Ausdauer, Merkfähigkeit und Gedächtnis, Reaktion, Handlungsfähigkeit und Problemlösung, Selbstversorgung, Alltagsbewältigung, Kognition und Verhalten.

Neurologie

Die ergotherapeutische Therapie behandelt Schädigungen des zentralen und peripheren Nervensystems. Es handelt sich um Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks, der Nerven sowie die von den Nerven angesteuerten Muskeln. Behandelt werden Krankheiten wie Schlaganfall, Querschnittslähmung, Multiple Sklerose, Schädel-Hirn-Verletzungen, Morbus Parkinson und Polyneuropathie.

Ziel der Therapie ist es, plötzliche oder schleichend auftretende Einschränkungen zu reduzieren. Mit einer geplanten Behandlung sollen verloren gegangene Funktionen reaktiviert und nach Möglichkeit neu programmiert werden. Dabei werden bspw. Sprechen, Laufen, Greifen und/oder die Selbstversorgung stimuliert, wiederhergestellt, erhalten und aufgebaut. Die Handlungsfähigkeit sowie die Eigenständigkeit des Patienten im Alltag, im Berufsleben und in der Freizeit werden gefördert. Dabei werden sensomotorisch-perzeptive, motorisch-funktionelle Behandlungen sowie Hirnleistungstraining als Behandlungsmethode angewendet. Die Behandlungsinhalte, werden auf die individuellen Bedürfnisse unserer Patienten abgestimmt.

Die Zielsetzung kann sich bei neurologischen Erkrankungen wie folgt gestalten:

  • Förderung motorischer Fertigkeiten (z. B. Koordination, Grob- und Feinmotorik)
  • Reduzierung und Abbau pathologischer Haltungs- und Bewegungsmuster
  • Wiedererlernen normaler Bewegungen
  • Trainieren von Alltagsaktivitäten im Hinblick auf die persönliche, häusliche und berufliche Selbstständigkeit
  • Verbesserung der  Aufmerksamkeit, Konzentration und Merkfähigkeit
  • Training von Gedächtnis und Lese-Sinn-Verständnis
  • Entwicklung und Förderung in den Bereichen Gefühlssteuerung, Antriebsminderung und Kommunikation
  • Verbesserung von Gleichgewichts
  • Training sozial-kommunikativer Fähigkeiten
  • Versorgung mit geeigneten Hilfsmitteln
  • Anregung zur Selbsthilfe
  • Steigerung der Belastbarkeit und gegebenenfalls Begleitung der beruflichen Wiedereingliederung

Geriatrie und Gerontopsychiatrie

Auch ältere Menschen mit vorhandenen oder erworbenen Erkrankungen der Psyche, des Geistes sowie somatischen und/oder psychosomatischen Beschwerden können nach Heilmittelverordnung des Arztes durch Ergotherapeuten behandelt werden.

Unsere Patienten kommen mit akuten und/oder chronischen Erkrankungen aus den medizinischen Bereichen Neurologie, Innere Medizin, Orthopädie, Gerontopsychiatrie und Chirurgie. Oft liegen auch Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität) vor.

Dies könnten Ziele einer ergotherapeutischen Behandlung sein:

  • Vorhandene und verloren gegangene geistige, soziale und körperliche Fähigkeiten werden gefördert und stabilisiert
  • Handlungs- und Bewegungsplanung sowie Bewegungsdurchführung werden erhalten/verbessert
  • Wahrnehmung wird in allen Sinnesbereichen gefördert und verbessert
  • Gedächtnisleistungen, Aufmerksamkeit, Konzentration und Orientierung werden gefördert und verbessert
  • Individuelle Ausdrucksfähigkeiten werden geschult
  • Individuell bestimmte Lebensqualität wird erhalten/verbessert
  • Beraten und anleiten der Patienten gemeinsam mit deren Angehörigen gehören selbstverständlich auch zur kompletten ergotherapeutischen Behandlung

Behandlung geriatrischer Erkrankungen

Je nach Krankheitsbild aus dem medizinischen Bereich der Geriatrie, gehören zur ergotherapeutischen Behandlung:

  • Erhalt/Verbesserung motorischer und sensorischer Fähigkeiten
  • ADL-Training – Alltagsfähigkeiten üben wie Anziehen, Essen, Haushalts- und Körperhygiene
  • Hirnleistungstraining bei neuropsychologischen Störungen
  • Hilfsmittelversorgung und -training
  • Übung sozial-kommunikativer Fähigkeiten

Für unsere geriatrischen und gerontopsychiatrischen ergotherapeutischen Interventionen kommen wir gern zu Ihnen nach Hause oder in die Einrichtung, in der Sie leben.

Psychisch-funktionelle Behandlungen

Die psychisch-funktionelle Behandlung umfasst die Behandlung von Patienten aller Altersklassen mit psychosomatischen, psychotischen und neurotischen Störungen. Die Behandlung findet in der Praxis oder krankheitsbedingt im Hausbesuch statt.

Zu Beginn der Behandlung lernen Therapeut und Patient sich kennen, um ein Vertrauensverhältnis zu schaffen. Im Verlauf wird anhand der Symptome und Beschwerden der mögliche Ursprung der Probleme erfasst. Darauf aufbauend werden für die jeweilige Therapiesituation die entsprechenden Behandlungsverfahren ausgewählt und angewandt. Auch die Kunsttherapie oder das Neurofeedbackverfahren können hier Ihre Anwendung finden.

Mögliche Ziele einer psychisch-funktionellen Behandlung:

  • Stabilisierung im Alltag
  • Verbesserung und Erhalt von Selbstvertrauen, Handlungskompetenz und realistischer Selbsteinschätzung
  • Stärkung der Eigenverantwortung und Entscheidungsfähigkeit
  • Förderung der Selbstwahrnehmung und Kreativität
  • Entwicklung von Lösungsstrategien für schwierige Situationen
  • Umgang mit verschiedenen Materialien erlernen
  • Aktivierung zum Beispiel durch Tanz, Bewegung, Gesang, Improvisation, Schreiben und weitere künstlerische Betätigungen

Pädiatrie

Das große Ziel der Ergotherapie in der Pädiatrie ist es Beeinträchtigungen und Entwicklungsverzögerungen von Kindern und Jugendlichen im motorischen und im kognitiven Bereich zu behandeln. Der Einsatz der Ergotherapie in der Pädiatrie kann dabei bereits im Säuglingsalter beginnen und sich bis ins Jugendalter vollziehen. Hier einige typische Einsatzgebiete:

  • Verhaltensstörungen
  • Sensorische-Integrationsstörungen
  • Aufmerksamkeitsdefizite und Konzentrationsstörungen
  • Hyperaktivität
  • Entwicklungsverzögerungen (körperlich, wie auch geistig und seelisch)
  • Autismus
  • Muskelerkrankungen
  • Störungen in der Motorik und in der Koordination
  • Folgeschäden, durch Erkrankungen ausgelöst

Es gibt zahlreiche Indikatoren, die auf eine Erkrankung hinweisen, die den Einsatz der Ergotherapie & Pädiatrie sinnvoll machen können. Zu diesen Indikatoren gehören zum Beispiel: Probleme beim Lesen oder Schreiben, gestörtes Berührungsempfinden, fehlende Kraft oder fehlende Ausdauer, Ungeschicklichkeit (im unnatürlichen Maße), Hyperaktivität, Waschabneigungen, Inaktivität, Probleme bei der Alltagsbewältigung (Anziehen, Essen, Umgang mit Geld, usw.).

Ziele der Ergotherapie

Die Behandlungen der Ergotherapie in der Pädiatrie sind so ausgerichtet, dass Sie die alltäglichen Handlungen des Kindes unterstützen. Alltagsrelevante Situationen (z. B. das Schnürsenkel binden bei Schuhen) werden aufarbeitet und es werden entwicklungsfördernde Handlungen trainiert, die das Leben im Alltag erleichtern. Ein wesentliches Merkmal der Ergotherapie bei Kindern ist es, dass die Behandlung in einem spielerischen Umfang stattfindet. So kann zum Beispiel auch das Schaukeln ein einfaches Element einer Behandlung im Rahmen der Ergotherapie in der Pädiatrie sein, dass den Gleichgewichtssinn des Kindes stärken und unterstützen soll.

Sensorische Integration

Unter Sensorischer Integration wird die Aufnahme und Verarbeitung von Sinnesreizen verstanden. Es ist ein zentraler Bestandteil der kindlichen Entwicklung, die bereits vorgeburtlich ausgebildet und aktiv ist. Sie bildet die Grundvoraussetzung für Handlungsfähigkeit, emotionales Gleichgewicht und Selbstbewusstsein.

Alle Reize von außen (z. B. Berührungen, akustische Reize), aber auch Reize vom eigenen Körper (z. B. von den Muskeln) müssen zuerst registriert, im Gehirn verarbeitet, gespeichert und mit vorhandenen Erfahrungen verknüpft werden. Es wird nur ein Bruchteil aller Reize wahrgenommen. Was wahrgenommen wird, hängt von der Tagesverfassung, Emotionen, Motivation, aber auch von der Intensität eines Reizes ab.

Indikationen zur Sensorischen Integrationstherapie:

  • Entwicklungsverzögerung
  • Ess-, Trink- und Schlafprobleme
  • Ungeschicklichkeit
  • Wahrnehmungsstörungen
  • Verzögerung der sprachlichen Entwicklung
  • Koordinationsstörungen, Gleichgewichtsstörungen, motorische Störungen der Grob- und Feinmotorik
  • ADHS und ADS

Verhaltensprobleme:

  • Aggressives Verhalten, unbegründete Wutanfälle, Regression, Depression, Hyperaktivität, Impulsivität, Antriebsstörungen
  • Psycho-soziale Probleme, Kommunikationsprobleme
  • Interaktionsprobleme, Ängste, Anpassungsschwierigkeiten

Leistungsprobleme:

  • Lern- und Leistungsprobleme
  • Dyspraxien
  • Schreib-, Lese- und Rechtschreibstörungen, Rechenstörungen
  • Mangelnde Konzentration, Aufmerksamkeit oder Gedächtnisleistung

Tiergestützte Ergotherapie

Die tiergestützte Therapie beinhaltet ein Behandlungsverfahren, bei dem das Tier als Medium eingesetzt wird. Dabei werden Krankheitssymptome gelindert und die Handlungsfähigkeit der Patienten kann geschult sowie verbessert werden. Therapietiere werden bei seelischen und körperlichen Krankheitsbildern eingesetzt.

Therapiehunde werden in besonders vielen Bereichen bei Behandlungen eingebunden. In Senioren- und Pflegeheimen, in Kindergärten, Schulen und bei der Behandlung von Menschen mit Behinderungen können Therapiehunde eingesetzt. Eingeschränkte Patienten, trauen sich oftmals nicht alltägliche Handlungen wieder aufzunehmen, beispielsweise Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmittel, Bewegungsübungen, aber auch diverse Einkäufe.

Ein Therapiehund dient als „Brücke“ zwischen dem Therapeuten und Patienten. Der Patient trainiert automatisch Bewegungen, wenn er zum Beispiel den Hund streichelt, ohne vom Therapeuten angeleitet zu werden.
Das Interagieren mit einem Hund motiviert den Patienten und erhöht die Produktion von Endorphinen (Glückshormonen) im Gehirn. Der Heilungsprozess kann beschleunigt, und eventuell bleibende Krankheitsfolgen leichter akzeptiert werden. Die Interaktion mit dem Tier wirkt bestärkend und hilft dabei, die emotionalen und kognitiven Fähigkeiten wiederherzustellen oder zu erhalten. Kleine Erfolge können mithilfe des Hundes eine große Wirkung erzielen.